Bei einer Ansprache vor dem Parlament, die mit Applaus im Stehen und Jubel gefeiert wurde, bedankte sich Selenskyj ausgiebig für die bisherige Hilfe aus Ottawa. "Kanadas Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Ausrüstung hat es uns ermöglicht, Tausende von Leben zu retten", sagte der Präsident, der von seiner Ehefrau Olena Selenska begleitet wurde. "Die russische Aggression muss mit unserem Sieg enden, so dass Russland nie wieder Genozid in die Ukraine bringen kann und es auch nie wieder versucht. Moskau muss ein für alle Mal verlieren", sagte Selenskyj, der im März 2022 schon einmal per Video vor dem kanadischen Parlament gesprochen hatte.
Zuvor war Selenskyj vom kanadischen Premierminister Justin Trudeau am Parlament empfangen worden. Es sei ein "sehr aufregender Tag für Kanada", und er freue sich, Selenskyj persönlich die "starke und eindeutige Unterstützung" der Kanadier mitteilen zu können, sagte Trudeau. Selenskyj übermittelte ihm seinerseits den Dank der Ukrainer. Kanada sei ein wunderschönes Land, sagte Selenskyj weiter. "Ich weiß, dass es wunderschön ist, aber ich habe natürlich jetzt keine Zeit, es zu sehen. Nach dem Sieg kommen wir sicher wieder, vielleicht mit den Kindern."
Danach gab es einen Austausch zwischen den beiden, an dem auch kanadische Regierungsmitglieder teilnahmen. Nach seiner Rede im Parlament wollte Selenskyj nach Toronto weiterreisen und sich dort mit Wirtschaftsvertretern und Mitgliedern der ukrainischen Gemeinschaft treffen. Kanada gilt als wichtiger Unterstützer der Ukraine und hat dem Land seit Beginn des russischen Angriffskriegs nach eigenen Angaben mehr als 8,9 Milliarden Kanadische Dollar (6,2 Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt.
Es handelt sich um Selenskyjs ersten Besuch in Kanada seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 - und um den dritten Stopp auf seiner Nordamerika-Reise. Selenskyj war am Montag in New York zur UN-Vollversammlung eingetroffen und hatte am Donnerstag Washington besucht, wo er unter anderem von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen wurde. Der zusätzliche Stopp in Kanada war in der Nacht zum Freitag überraschend angekündigt worden.
Teil seiner Mission bei den bisherigen Stationen war es, kriegsmüde Skeptiker von seinem Kurs zu überzeugen und zu erklären, warum Gespräche mit Moskau zum jetzigen Zeitpunkt für ihn undenkbar sind. Dabei trat Selenskyj weniger fordernd auf als bei früheren Gelegenheiten und betonte vor allem seine Dankbarkeit.
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