Deutschland könne es sich nicht leisten, dass Lehrstellen unbesetzt blieben oder dass Betriebe schließen müssten, weil ihre Inhaber in den Ruhestand gehen und keine Nachfolgerin oder keinen Nachfolger finden. "Wie sehr es uns an Fachkräften mangelt, das spüren viele Bürgerinnen und Bürger mittlerweile in ihrem Alltag - dann, wenn sie dringend einen Handwerker brauchen, wochenlang auf einen Termin warten müssen", sagte Steinmeier.
Steinmeier forderte mehr Respekt ein. Er wisse aus Gesprächen vor Ort, dass sich im Handwerk eine Menge Frust aufgestaut habe, vor allem in Ostdeutschland. "Manche haben den Eindruck, dass nicht wertgeschätzt wird, was sie Tag für Tag für unser Land leisten - und sind der Meinung, dass die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft sich um alles Mögliche kümmern, nur nicht um die Sorgen der kleinen und mittleren Betriebe. Sie fühlen sich nicht ernst genommen oder sogar im Stich gelassen." Deswegen seien starke Organisationen des Handwerks nötig.
Der Bundespräsident würdigte die Arbeit von Wollseifer. Der 67-Jährige hatte den Verband neun Jahre lang bis Dezember 2022 geführt. Steinmeier nannte es auch ein Verdienst Wollseifers, dass die berufliche Bildung immer mehr zum gleichwertigen Bildungsweg neben dem Studium geworden sei. Wollseifer habe sich mit Leidenschaft dafür eingesetzt, dass die Türen der Handwerksbetriebe offen für alle seien, die lernen und arbeiten wollen.
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