Zagallos Vermächtnis lasse sich nicht in Zahlen ausdrücken, sein Einfluss auf den Fußball und insbesondere auf den in Brasilien sei unvergleichlich, schrieb er am Samstag bei Instagram-Story. "Er wird als der Urvater des brasilianischen Fußballs in Erinnerung bleiben und wird von allen Beteiligten schmerzlich vermisst werden. Auch und vor allem hier bei der FIFA. Die Geschichte der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft kann ohne Mário Zagallo nicht erzählt werden."
Der brasilianische Fußballverband ordnete eine siebentägige Trauer zu Ehren Zagallos an, der als Erster sowohl als Spieler als auch als Trainer den WM-Titel holte. Vor den Partien an diesem Wochenende wird eine Schweigeminute abgehalten. Der brasilianische Fußball trauere "um eine seiner größten Legenden", sagte Verbandspräsident Ednaldo Rodrigues.
Der Tod der Ikone lässt vorübergehend auch die Schlagzeilen um den Verband und vor allem um Rodrigues in Vergessenheit geraten. Dieser war zunächst wegen Unregelmäßigkeiten bei seiner Wahl von einem ordentlichen Gericht von seinem Posten abberufen worden, der Oberste Gerichtshof hob die Entscheidung am Donnerstag durch eine einstweilige Verfügung wieder auf. Kaum wieder zurück im Amt, teilte Rodrigues das Ende der kurzen Amtszeit von Interims-Nationalcoach Fernando Diniz mit, ehe Zagallos Tod bekannt wurde.
Zagallo gewann 1958 und 1962 an der Seite von Pelé, der am 29. Dezember 2022 im Alter von 82 Jahren gestorben war, den WM-Titel. 1970 führte er die Seleção als Nationaltrainer zum dritten Titelgewinn - wieder mit Pelé. "Ich möchte dir für alles danken, denn vieles, was in meinem Leben und mit der Seleção passiert ist, verdanke ich dir", sagte Pelé einst in einer Hommage des Fußball-Weltverbandes FIFA an Zagallo zu dessen 90. Geburtstag: "Ich habe viele wichtige Trainer gehabt, aber Zagallo war ohne Zweifel der beste von allen."
"Ich habe die Seleção vollkommen verändert", sagte Zagallo einmal: "Dieses Team wird immer in Erinnerung bleiben." 1994 war er beim abermaligen WM-Titel der Brasilianer als Assistenz-Coach von Carlos Alberto Parreira dabei. Nach ihm holten bisher nur Franz Beckenbauer und der Franzose Didier Deschamps als Spieler und Trainer den WM-Pokal.
Die Deutsche Fußball Liga kondolierte am Samstag via Twitter. Die brasilianische Zeitung O Globo schrieb: "Mário Jorge Lobo Zagallo war – wie man so sagt – ein glücklicher Mann. Er betrachtete sich selbst so." Das Portal UOL huldigte einem der "größten Namen des Fußballs".
1950 habe der Sport Zagallo "zum ersten Mal zum Weinen" gebracht, hieß es in dem Beitrag zu dessen 90. Geburtstag bei der FIFA: Der 18 Jahre alte Soldat aus dem Bundesstaat Alagoas habe damals für ein Sicherheitsunternehmen im Maracanã-Stadion gearbeitet und sei nach dem überraschenden Sieg Uruguays gegen Brasilien im entscheidenden letzten Spiel der WM am Boden zerstört gewesen. "Acht Jahre später weinte er dann Freudentränen", hieß es über den Linksaußen, der erst einen Monat vor dem WM-Triumph sein erstes Länderspiel bestritten und im Finale eines seiner vier Länderspieltore für Brasilien erzielt hatte.