Nachdem Söder zunächst die Bundesregierung und deren Haushaltsdebakel mit scharfen Worten adressiert hatte ("Eine Neuwahl wäre das Ehrlichste und Beste für das Land"), kam Diana Zimmermann darauf zu sprechen, dass auch die CSU-geführte Landesregierung versucht habe, "Corona-Töpfe" nachträglich umzuwidmen: "Ist bei Ihnen okay, was Sie anderen als Trickserei bescheinigen?"
"Wir haben es eben nicht gemacht in der Realität", wiegelte der Ministerpräsident ab. Daher ziele der Vorwurf ins Leere. Die Moderatorin insistierte: "Ich halte es noch mal fest, auch Sie haben versucht, einen Corona-Topf umzuwidmen in Ihre Hightech-Agenda, was mit Corona nicht mehr viel zu tun hatte." Ferner sei die Union in Sachen Schuldenbremse "in keinster Weise geeint", so hätten sich einige CDU-Ministerpräsidenten zuletzt für eine Lockerung ausgesprochen.
Markus Söder beteuerte, im Bundestag "auf keinen Fall einer Veränderung der Schuldenbremse" zuzustimmen, woraufhin Diana Zimmermann ihn mit der Reformbilanz der Ampel-Vorgängerregierung konfrontierte: "Die Investitionen, die jetzt nötig sind, sind auch deswegen nötig, weil in 16 Jahren unter einer Regierung Merkel fast nichts passiert ist in Sachen Investitionen in die Infrastruktur." Ob die Union bei einem Wahlerfolg gedenke, nochmals "ohne jegliche Reform" zu regieren?
Söder entgleisten nun die Gesichtszüge. "Wie kommen Sie darauf, dass in 16 Jahren nichts passiert ist?", erwiderte er sichtlich irritiert. "Weil wir ja sehen, was wir für einen Reformstau haben momentan", bekräftigte die ZDF-Journalistin. Söder schmallippig: "Haben wir den? Das ist Ihre Meinung, das respektiere ich. Scheint auch die Meinung der Ampel zu sein." Zimmermann fiel ihm ins Wort: "Absolut alle Ökonomen in Deutschland" würden es ebenso sehen.
"Weiß ich nicht, ob das so stimmt", zweifelte der CSU-Chef die pauschale Aussage an. Schließlich habe man in 16 Merkel-Jahren die Arbeitslosigkeit halbiert und volle Haushaltskassen gehabt "bei schwersten Krisen". Wieder fiel ihm die Gesprächspartnerin ins Wort. "Aber sie haben nicht so viele Krisen gehabt wie momentan. Ich muss leider hier zum Ende kommen. Vielen Dank nach Nürnberg."
"Das war jetzt dann ein etwas unglücklicher Start für unser erstes gemeinsames Interview" Ihr zugeschalteter Gast wirkte nun vollends bedient. "Sie können doch nicht einfach so den Satz unterbrechen ... abwürgen", zeigte sich Markus Söder fassungslos und schimpfte: "Das war jetzt dann ein etwas unglücklicher Start für unser erstes gemeinsames Interview, denn den letzten Satz hätte ich schon noch gern gesagt, dass wir nämlich viele Krisen entschlossen gemeistert haben, und eine solche wie jetzt könnten wir auch besser meistern."
Diana Zimmermann folgte als Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios zum 1. Dezember auf Theo Koll, der im Oktober zum letzten Mal "Berlin direkt" moderiert hatte und in den Ruhestand ging. Zimmermann begann 2007 beim ZDF als Peking-Korrespondentin. Zwischen 2015 und 2022 war sie Leiterin des ZDF-Studios in London, danach Korrespondentin und jetzt Leiterin des Berliner ZDF-Studios. Für ihren redaktionellen Beitrag zur Dokumentation "Das Schicksal der Kinder von Aleppo" ist die gebürtige Frankfurterin vielfach preisgekürt.