Der Gazastreifen, seit Beginn des aktuellen Konflikts zwischen Israel und der Hamas ein Brennpunkt der Gewalt, wurde erneut von einem verheerenden Angriff erschüttert. Al-Mawasi, ein Gebiet in der südlichen Provinz Khan Yunis, das vom israelischen Militär zu Beginn des Krieges zur Sicherheitszone erklärt wurde und in dem zahlreiche vertriebene Palästinenser Schutz gesucht hatten, wurde am frühen Dienstagmorgen bombardiert.
Der Angriff, der von den israelischen Streitkräften durchgeführt wurde, führte zu einer hohen Zahl von Opfern. Mohammed al-Mughair, ein Beamter des Zivilschutzes in Gaza, berichtete, dass nach dem Angriff mindestens 40 Menschen getötet und 60 weitere verletzt wurden. Diese wurden in nahegelegene Krankenhäuser gebracht. Zusätzlich fehlen noch 15 Personen, die nach dem Angriff auf die Zelte der Vertriebenen vermisst werden.
Mahmud Basal, ein Sprecher des Zivilschutzes, bestätigte, dass die Bewohner des Lagers in den Dünen entlang der Mittelmeerküste ohne Vorwarnung bombardiert wurden. "Der Angriff hinterließ drei tiefe Krater. Ganze Familien sind unter dem Sand verschwunden", sagte Basal. Augenzeugen berichten, dass Überlebende verzweifelt versuchten, ihre Habseligkeiten aus den Trümmern zu bergen.
Die israelische Armee stellte später die Opferzahlen der Gesundheitsbehörden im Gazastreifen in Frage und wies darauf hin, dass diese nicht mit den Informationen übereinstimmten, die den israelischen Streitkräften vorlagen. Israel behauptet, dass bei dem Angriff hauptsächlich palästinensische Militante getötet wurden, die angeblich am Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren, welches den aktuellen Krieg zwischen Israel und der Hamas ausgelöst hatte. Die Hamas hingegen wies diese Behauptungen als "glatte Lüge" zurück.
Internationale Bemühungen um einen Waffenstillstand haben sich bislang als schwierig erwiesen. Ägypten, Katar und die USA sind aktiv an den Verhandlungen beteiligt, die sich vor allem auf die Freilassung von Geiseln konzentrieren, die am 7. Oktober von palästinensischen Militanten entführt wurden. Israelischer Verteidigungsminister Yoav Gallant äußerte die Meinung, dass ein Waffenstillstand und die Geiselfreilassung eine "strategische Gelegenheit" für Israel darstellen könnten, sich anderen Sicherheitsproblemen zuzuwenden. Er erklärte, die Hamas existiere "als militärische Formation nicht mehr".
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist angespannt. Laut dem Gesundheitsministerium des von der Hamas kontrollierten Gebiets sind bei der israelischen Vergeltungsoffensive seit Beginn des Krieges mindestens 41.020 Menschen getötet worden, die Mehrheit davon Frauen und Kinder. Das international unterstützte Überbrückungsvorschlag sieht eine sechswöchige Kampfpause vor, in deren Verlauf die Hamas einen Teil der Geiseln freilassen soll. Im Gegenzug würde Israel eine Anzahl palästinensischer Gefangener freilassen und humanitäre Hilfe erleichtern.
Die Region ist auch aufgrund der intensiven israelischen Luftangriffe auf Ziele in Syrien, die in den letzten Monaten zugenommen haben, zunehmend destabilisiert. Die UN-Kommission berichtete, dass die Luftangriffe auch zivile Opfer gefordert haben. Die Spannungen in Syrien, verstärkt durch den Konflikt zwischen Israel und der Hamas sowie die Vergeltungsaktionen des Iran, tragen zur zunehmenden humanitären Krise in der Region bei.
Die aktuelle Situation stellt einen entscheidenden Wendepunkt dar, an dem Israel entweder eine Übereinkunft erzielen oder das Risiko eines größeren Konflikts eingehen könnte, der auch die Hisbollah und den Iran einbeziehen könnte. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, einen dauerhaften Frieden in einer der instabilsten Regionen der Welt zu ermöglichen.