Nur mit 2,2 Sekunden Vorsprung hatte sich der 26-Jährige vor dem heranstürmenden Lewis Hamilton im Mercedes ins Ziel gerettet. "Max war einfach fehlerfrei, aber wir hätten sie einholen können, wenn es ein paar Runden mehr gewesen wären", sagte Hamilton. Dritter wurde sein britischer Landsmann Lando Norris im McLaren.
Der von Platz sechs gestartete Verstappen baute mit seinem dritten Texas-Sieg in Serie seine ohnehin riesige Führung in der Gesamtwertung weiter aus. Am Jahresende wird der Niederländer wohl den größten Vorsprung in der Formel-1-Historie haben. Auch den Rekord der meisten Führungsrunden pro Saison schraubte Verstappen weiter in die Höhe. Haas-Fahrer Nico Hülkenberg musste sich trotz eines großen Update-Pakets an seinem Rennwagen zunächst mit Rang 13 begnügen.
Nach dem knallbunten Gastspiel in Miami im Mai war Texas der zweite USA-Abstecher der Formel 1 in diesem Jahr. Für die boomende Rennserie ist vor allem der riesige US-Markt von großer Bedeutung. 432 000 Zuschauer zählten die Streckenbetreiber über das Wochenende auf dem Circuit of the Americas, der 2012 seine Grand-Prix-Premiere hatte. Austin hat sich seither fest im Kalender etabliert. Nach Miami kommt im November auch noch ein Glitzer-Event in Las Vegas dazu.
Etwas royalen Glanz versprühte in Austin Prinz Harry, der als Gast in der Mercedes-Box einen wenig aufregenden Start sah. Norris kam in seinem 100. Formel-1-Rennen besser weg als Charles Leclerc im Ferrari, der seine Pole Position nicht bis zur ersten Kurve verteidigen konnte. Dahinter verdrängte Scuderia-Fahrer Carlos Sainz zunächst Hamilton von Rang drei.
Auch Verstappen machte gleich eine Position gut. Der Champion hatte sich durch einen Fahrfehler in der Qualifikation selbst um den Spitzenplatz gebracht. Weil er kurz neben die Strecke geraten war, kassierten die Rennkommissare seine Bestzeit. So musste Verstappen von Rang sechs starten, nach fünf Runden aber hatte er es schon auf Platz vier geschafft. "So lange wir in der letzten Runde vorn liegen, ist das genug", hatte der 26-Jährige kurz vor dem Einstieg ins Auto noch am TV-Mikrofon gesagt.
Dass sein Hunger nach Siegen auch nach dem vorzeitigen dritten Titelgewinn vor zwei Wochen in Katar längst nicht gestillt ist, hatte Verstappen schon am Samstag bewiesen. Souverän fuhr der Red-Bull-Star im fünften Sprint der Saison allen davon und holte sich den dritten Erfolg in diesem verkürzten Rennformat in diesem Jahr.
Auch sein einstiger Erzrivale Hamilton war auf einer seiner Lieblingsstrecken gut unterwegs und ließ schnell die beiden Ferrari von Sainz und Leclerc hinter sich. Die neuen Bauteile an seinem Mercedes zeigten die erhoffte Wirkung. Nun lag nur noch Norris vor dem Rekordweltmeister, der dem McLaren-Jungstar Zehntel um Zehntel näher kam.
Verstappen hatte sich unterdessen mit einem harten Manöver an Leclerc vorbeigedrängt, wenig später bog er zum Reifenwechsel ab. Damit war das Taktik-Spiel eröffnet. Auch Norris kam zum Boxenstopp, Mercedes dagegen beließ Hamilton zunächst draußen und wollte wohl einen Halt an der Garage sparen. "Ich habe hier echt zu kämpfen", funkte der 38-Jährige, dessen Reifen stark abbauten.
Als Hamilton schließlich zur Box kam, zogen Norris und Verstappen vorbei. "Ihr habt mir eine höllisch große Lücke gegeben, die ich schließen muss", meldete Hamilton mit Blick auf das nun vorausfahrende Duo. Nach der Hälfte des Rennens war dann vorläufig die gewohnte Ordnung wieder hergestellt: Verstappen übernahm die Führung, klagte allerdings über Bremsprobleme.
Die zweite Runde der Boxenstopps wirbelte das Bild wieder durcheinander. Verstappen und Norris holten frische Gummiwalzen, jetzt führte erneut Hamilton. Doch der siebenmalige Weltmeister hatte seine Reifen auch so hart beansprucht, dass er ebenfalls noch einmal halten musste. Damit war der Weg frei für Seriensieger Verstappen, auch wenn die Abstände bis zum Schluss knapper waren als sonst. Hamilton schnappte sich noch Norris, an Verstappen aber kam er nicht mehr heran.
Hamilton wurde dann nachträglich disqualifiziert. Als Grund nannten die Rennkommissare einen nicht regelkonformen Unterboden am Mercedes des Briten. Damit rückt McLaren-Pilot Lando Norris auf Rang zwei hinter Sieger Max Verstappen vor. Dritter ist nun Ferrari-Pilot Carlos Sainz. Auch Leclerc wurde wegen einer regelwidrigen Bodenplatte aus der Ergebnisliste gestrichen.
Mercedes hatte zuvor den Regelverstoß an Hamiltons Auto eingeräumt. Anscheinend war die Bodenplatte nach Messungen der Regelhüter des Weltverbands bei Rennende nicht mehr so dick wie gefordert. Als Grund nannte das Team die Auswirkungen der sehr buckligen Strecke auf den Unterboden sowie die fehlende Zeit, den Rennwagen nach dem Sprint am Samstag neu einzustellen und zu prüfen. Der Verschleiß der Bodenplatte sei stärker ausgefallen als erwartet.
Die Rennkommissare blieben aber hart und verwiesen darauf, dass es die Pflicht jedes Teams sei, für die Einhaltung der Bestimmungen zu sorgen. Es sei daher die dafür zwingende Standardstrafe eines Ausschlusses zu verhängen. Die Streckenrichter verwiesen zudem auf die Möglichkeit eines Einspruchs.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff aber zeigte sich einsichtig. "Andere haben es hinbekommen, wir haben einen Fehler gemacht und es gibt keinen Spielraum in den Regeln. Wir müssen es hinnehmen, daraus lernen und nächstes Wochenende gestärkt zurückkommen", sagte der Österreicher. Hamilton äußerte sich ähnlich: "Natürlich ist es enttäuschend, nach dem Rennen disqualifiziert zu werden. Aber das schmälert nicht die Fortschritte, die wir dieses Wochenende gemacht haben."
Durch die beiden Disqualifikationen rückt Haas-Pilot Nico Hülkenberg von Rang 13 auf Rang 11, bleibt damit aber trotzdem ohne WM-Punkt.