Die sogenannten Iowa Caucuses am 15. Januar sind Parteiversammlungen, in denen in diesem Bundesstaat traditionell über den Spitzenkandidaten oder die Spitzenkandidatin abgestimmt wird. Dass der ganz große Rummel im Vorfeld diesmal ausbleibt, liegt vor allem an der äußerst dominanten Stellung, die Ex-Präsident Donald Trump in der Partei und im bisherigen Vorwahlkampf einnimmt. Ihn umgibt eine frühzeitige Aura der Unbesiegbarkeit, die manche Wähler fürchten lässt, dass die Vorwahlen, die Iowa normalerweise zu einem Zentrum der politischen Welt machen, zu so etwas wie einer Schnarchveranstaltung werden könnten.
"Es ist irgendwie frustrierend", sagt Jenna Maifeld, eine 19-jährige Studentin, die sich auf ihren ersten Caucus freut, aber enttäuscht ist, dass in diesem Rennen so wenig Konkurrenzkampf stattfindet. Das gibt ihr das Gefühl, so sagt sie, "dass die Stimmen vieler Leute nicht gehört werden".
Die Dynamiken könnten sich zwar noch in letzter Minute verschieben, und Trumps innerparteiliche Rivalen sind gewiss nicht bereit, ihm diesen Bundesstaat ohne Gegenwehr bis zum Schluss zu überlassen – allen voran Floridas Gouverneur Ron DeSantis und die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley. DeSantis hat praktisch seine Kampagne auf Iowa konzentriert, seinen Terminkalender prall gefüllt und den Bundesstaat mit Anzeigenwerbung bombardiert. Haley ist ebenfalls unermüdlich vor Ort im Einsatz, hat ihre Kritik an Trump verschärft – im Versuch, das Fundament für ein potenziell besseres Abschneiden bei der Vorwahl in New Hampshire am 23. Januar zu legen.
Aber eine Reihe von Wählern hält es für unwahrscheinlich, dass die Bemühungen zu diesem Zeitpunkt Trumps Stellung noch spürbar erodieren können. "Viele Kandidaten hoffen, dass ihn einer dieser Spieße in seinem Rücken schließlich zu Fall bringt, aber ich bezweifle das", sagt Nick Peters, ein 31-jähriger Republikaner aus Prairie City, frustriert über Trumps Dominanz.
Dabei ist der Ex-Präsident mit jeder Menge Herausforderungen auf die Zielgerade vor den Caucuses eingebogen, mit 91 strafrechtlichen Anklagepunkten in verschiedenen Verfahren konfrontiert – von seinem Umgang mit Geheimpapieren bis hin zu Versuchen, das Wahlergebnis von 2020 zu kippen. Das höchste Gericht in Colorado und die Wahlbeauftragte in Maine haben kürzlich im Zusammenhang mit letzteren Vorwürfen entschieden, dass Trump nicht auf den Wahlzetteln in ihren Bundesstaaten erscheinen dürfe – eine Frage, über die letztendlich wohl der Oberste Gerichtshof in Washington entscheiden wird.
Aber eine Mehrheit der republikanischen Wähler scheint sich jedenfalls bislang nicht an all dem zu stören. Auch Trumps immer schärfere Rhetorik in Sachen Immigranten – Kritiker haben den kürzlichen Vorwurf einer "Vergiftung des Blutes unseres Landes" mit Hitler-Schriften verglichen – scheinen kaum jemanden in seiner Gefolgschaft abgeschreckt zu haben. Dasselbe gilt für andere Äußerungen, die Sorgen ausgelöst haben, dass Trump eine Gefahr für die Demokratie darstellen könnte. Im Gegenteil versucht der Ex-Präsident, all das in einen Vorteil umzuwandeln, indem er sich beispielsweise als politischen Märtyrer darstellt.
Es ist diese undurchdringliche Basis an Unterstützung, die bei vielen bereits ein Gefühl der Resignation ausgelöst hat, dass sein Name am Ende der parteiinternen Vorwahlen auch auf dem Wahlzettel bei der eigentlichen Wahl im November stehen wird.
Die Menschen in Iowa sind historisch stolz auf die Rolle, die sie alle vier Jahre zu Beginn der Wahlprozeduren zur Präsidentschaft spielen. Und sie sind persönlichen Austausch mit Kandidaten gewohnt, die hier traditionell direkte Verbindung zur Wählerschaft suchen, in Wohnstuben und Gemeindezentren kommen und auf örtlichen Kirmesveranstaltungen auftauchen.
Aber dieser Stolz der Bewohner Iowas ist mit einer ständigen Sorge gepaart, dass dieser Status nicht für immer bleiben könnte. Einen Vorgeschmack gab es schon 2020. Damals konzentrierte sich die Aufmerksamkeit bei den Caucuses auf die Demokraten, aber viele der Kandidaten waren US-Senatoren und mussten in Washington bleiben, um am damals laufenden ersten Amtsenthebungsverfahren gegen Trump teilzunehmen.
Dann führten Probleme zu Verzögerungen bei der Bekanntgabe von Ergebnissen – was dazu beitrug, dass die Demokraten Iowa den Rang als ersten Vorwahlschauplatz ihrer Partei entzogen und durch South Carolina ersetzten. Die Republikaner haben es 2024 bei Iowa belassen, aber wie mit so vielen anderen Traditionen hat Trump auch mit langjährigen politischen Praktiken in Iowa gebrochen – insbesondere, was den Wahlkampf von Person zu Person, die direkte Ansprache von Wählern betrifft. Er zieht Großkundgebungen direkten Gesprächen vor – was bei manchen Kritik ausgelöst hat, dass er einen Sieg in Iowa für selbstverständlich hält.
Wenn er am 15. Januar siegt, dann ist er nach bisherigen Erwartungen auf dem Weg zu einem Zweikampf im November, den viele Amerikaner nicht wollen. Laut einer jüngsten Umfrage der Nachrichtenagentur AP und des Meinungsforschungszentrums NORC wären 28 Prozent der Erwachsenen unzufrieden, wenn Trump und der demokratische Präsident Joe Biden Spitzenkandidaten ihrer Partei werden würden.
Die republikanische Führungsriege im US-Repräsentantenhaus hat sich im Wahlkampf geschlossen hinter den früheren Präsidenten Donald Trump gestellt. Am Mittwoch sprach auch der Republikaner Tom Emmer dem 77-Jährigen seine Unterstützung für die Präsidentenwahl im November aus - einen Tag nach dem Mehrheitsführer in der Kammer, Steve Scalise. Emmer ist als "Majority Whip" dafür zuständig, Mehrheiten in der Fraktion zu organisieren. Er schrieb auf der Plattform X, vormals Twitter, es sei an der Zeit, dass sich die Partei hinter einem Anführer versammele, der das Zeug habe, das Land auf Kurs zu bringen. Trump hat damit die komplette Fraktionsspitze der Republikaner in der Parlamentskammer hinter sich.
Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, und die Nummer drei der Republikaner in der Kammer, Elise Stefanik, hatten sich schon vorher auf Trumps Seite geschlagen - die glühende Trump-Getreue Stefanik sogar schon vor mehr als einem Jahr, kurz nachdem der Ex-Präsident seine erneute Bewerbung verkündet hatte.
Dass Trump vor dem Auftakt der Vorwahlen so viel offizielle Unterstützung aus dem Partei-Establishment hinter sich versammelt, zeigt einmal mehr seine starke interne Position in dem Rennen - trotz aller Skandale, Eskapaden und juristischen Vorwürfe gegen ihn