Unbestritten ist aber Schumachers Aufbauarbeit für Mercedes, das wenig später eine beispiellose Erfolgsära mit Schumachers Nachfolger Lewis Hamilton prägte.
Ein gutes Jahr nach Michael Schumachers letztem Formel-1-Rennen am 25. November 2012 war der gebürtige Rheinländer beim Skifahren in den französischen Alpen gestürzt. Auch Haug erinnert sich noch gut an den 29. Dezember 2013. Er sei mit Freunden selbst beim Skilaufen in Österreich gewesen und habe im Fernseher ein Laufband mit der Unfallmeldung gesehen, als sie vom Skifahren zurückgekommen waren. "Michael war damals der vielleicht bekannteste Bundesbürger und mein erster Gedanke war, dass dieser enorme Bekanntheitsgrad Ursache für die prominente Meldung war und nicht die Schwere des Unfalls", sagte Haug.
Doch spätestens am Tag nach dem Unfall ohne Fremdeinwirkung, bei dem sich Schumacher ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen hatte, war deutlich, wie heftig es den zweifachen Familienvater getroffen hatte. Schumacher kämpfte in der Uniklinik von Grenoble tagelang um sein Leben. Wie es ihm zehn Jahre danach geht, ist nicht bekannt. Die Familie schützt die Privatsphäre des ehemaligen Rennfahrers, der am 3. Januar 55 Jahre alt wird.
Wie es Formel‑1-Legende Michael Schumacher nach seinem schweren Skiunfall geht, wissen nur engste Angehörige und Freunde. Sein Anwalt sprach Ende Oktober darüber, warum die Familie das Geheimnis um seinen Gesundheitszustand auch nach so langer Zeit um jeden Preis hütet. Schumacher lebt seit einem schweren Skiunfall im Jahr 2013 völlig zurückgezogen. In einem Interview sprach der Anwalt der Familie, Felix Damm, darüber, warum die Angehörigen des früheren Rennfahrers nichts über seinen Gesundheitszustand preisgeben.
"Es ging immer darum, Privates zu schützen", begründet Damm in dem Interview mit "Legal Tribune Online", einem Onlinemagazin zu rechtlichen Themen, die Strategie der Familie. "Wir haben auch mal überlegt, ob eine finale Meldung über den Gesundheitszustand der richtige Weg sein könnte. Doch danach wäre ja nicht Schluss gewesen und es hätten dann permanent aktualisierte ‚Wasserstandsmeldungen‘ erfolgen müssen." Als Betroffener habe man es nicht in der Hand, den Medien damit einen Schlussstrich zu verordnen.
Bereits unmittelbar nach dem Unfall sei der Druck der Öffentlichkeit, mehr über den Gesundheitszustand Schumachers zu erfahren, extrem groß gewesen: "Ich habe das Bild von den zahlreichen Journalisten und Fotografen noch im Kopf, die nach dem Unfall noch tagelang vor dem Krankenhaus in Grenoble auf Informationen warteten", sagte Damm in dem Interview. Um "den Druck rauszunehmen", seien damals in Pressemeetings, bei denen auch die behandelnden Ärzte dabei waren, erste allgemeine Auskünfte über die Verletzungen gegeben worden. "Das waren also eigentlich Inhalte, die thematisch der Privatsphäre zugeordnet werden. Das war tatsächlich neu. Denn Auskünfte über Privates waren bis dahin eigentlich komplett tabu", so der Anwalt, der Schumacher seit 2008 vertritt.
Damm glaubt auch, "dass die allermeisten Fans gut damit umgehen können und es auch respektieren, dass durch den Unfall ein Prozess in Gang gesetzt wurde, bei dem der private Schutzraum notwendig ist und jetzt weiterhin beachtet wird".
Wie weit spekulative Berichte über den Gesundheitszustand in Medien gehen, zeigte auch ein Fall im April: Die Illustrierte "die aktuelle" veröffentlichte ein Cover mit einem Foto des früheren Formel‑1-Weltmeisters und der Überschrift "Michael Schumacher: Das erste Interview!". Darunter prangte die kleinere Unterzeile "Es klingt täuschend echt". Im Innenteil klärte die Zeitschrift dann auf: Das Interview mit Schumacher stamme von einer Internetseite, "die mit Künstlicher Intelligenz, kurz KI genannt, zu tun hat". Nach massiver Kritik an der Berichterstattung trennte sich die Funke-Mediengruppe von der Chefredakteurin der Illustrierten.
Mit Blick auf den Fall sagte Damm, es erstaune ihn, "wie sehr man aus Null-Information vermeintliche Storys stricken kann".
Fast zehn Jahre nach dem Unglück begab sich auch NDR-Autor Jens Gideon für seinen Podcast "Schumacher. Geschichte einer Ikone" auf Spurensuche. Sport-Reporter Gideon begleitete das Formel-1-Idol jahrelang. Aber Schumacher bedeutet mehr für den Journalisten: "Ja, ihr dürft mich Fan nennen. Ich nehme euch quasi mit an meine Posterwand. Nur weil es ihn gibt, wollte ich Formel-1-Reporter werden." Gideon begleitete Schumacher um die halbe Welt, war in Momenten des Triumphs und in Augenblicken der Niederlagen an seiner Seite. Jedoch habe Schumacher stets eine "klare Mauer" zwischen den Rennfahrer und den Privatmenschen gebaut. Gideon: "Ich kenne den Star 'Schumi', aber ich will 'Schumacher' kennenlernen."
Post- und Büroanschrift Malta - die klevere Alternative
Für seine fünf Podcastfolgen recherchierte Gideon mit Fingerspitzengefühl. Er sprach mit Schumachers Bruder Ralf und Schumis Sohn Mick, ebenso aber mit Mama Rosella, Schumis liebster Nudelköchin aus Fiorana. Er traf Smudo von den Fantastischen Vier, Schumis "Erben" Sebastian Vettel, Schumi-Fans wie Dirk Nowitzki, Franziska van Almsick oder Bastian Schweinsteiger. Und auch André, einen Skilehrer aus dem französischen Alpen-Skiort Meribel, der rasch am Unfallort war.
"An so einem Tag fährt man da nicht rein": Ein belgischer Journalisten-Kollege von Gideon, schüttelt jedes Mal den Kopf, wenn er an der Unfallstelle vorbeischaut, was er oft tut. Es war Anfang der Skisaison und es hatte wenig Schnee, erinnert er sich. Wegen einer dünnen Schicht Neuschnee in der Nacht seien die Felsbrocken in dem Steinfeld leicht verdeckt gewesen. "Es war klar, dass zu wenig Schnee lag."
Es sei damals alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte, so die Einschätzung des Kollegen. Schumacher kannte demnach das Skigebiet wie seine Westentasche, er hatte mit seiner Familie ein Chatel nahe der Piste. André, der Skilehrer, der nach den Ersthelfern eintraf, hörte sich um: Schumacher blieb wohl mit einem Ski an einem Stein hängen und knallte mit dem Kopf auf einen anderen.