Viel zu lange hätten Muslime in Amerika "eine unverhältnismäßig hohe Zahl von hasserfüllten Angriffen und anderen diskriminierenden Vorfällen ertragen müssen". Als Beispiel nannte die US-Regierung die "barbarische Ermordung" eines sechs Jahre alten muslimischen Jungen in der Nähe von Chicago.
Der Vorstoß der US-Regierung fällt mitten in die Zeit des Gaza-Krieges und einer zugespitzten Lage im Nahen Osten. Die katastrophale Lage für die Bewohner des Gazastreifens und die hohe Zahl an zivilen Opfern in dem dicht besiedelten Küstengebiet haben international Kritik am Vorgehen Israels ausgelöst.
Zunehmend stehen dadurch auch Regierungen anderer Länder im Fokus, die unerschütterliche Solidarität mit Israel bekundet haben. Allen voran ist Bidens Regierung mit Vorwürfen aus der muslimischen Welt konfrontiert, zu einseitig zu Israel zu stehen und das Leid der Palästinenser in Gaza zu ignorieren. Biden steht bei dem Thema auch mit Blick auf muslimische Wähler in den USA unter Druck.
Demonstrativ hat sich der Präsident deshalb von Anfang an bedingungslos an die Seite des Verbündeten gestellt, echte Empathie mit der jüdischen Bevölkerung gezeigt und das Risiko einer Reise ins Krisengebiet auf sich genommen. Zugleich aber hat Biden freundschaftlich vor den Gefahren einer kopflosen militärischen Vergeltungsaktion gewarnt und für humanitäre Zugeständnisse gekämpft. Viel war zuletzt über das Alter des Präsidenten diskutiert worden. In dieser schicksalhaften Weltlage muss man dankbar für einen Außenpolitiker im Oval Office mit so viel Erfahrung sein.
Doch auch die Einflussmöglichkeiten des vermeintlich mächtigsten Mannes der Welt stoßen an Grenzen. Mit enormem persönlichen Einsatz versucht Biden gerade, Zeit zu gewinnen für die Freilassung von Geiseln, eine Öffnung der Grenze für palästinensische Flüchtlinge und die Lieferung von Hilfsgütern. Dass er die ultrarechte Netanjahu-Regierung aber ganz von einer massiven Bodenoffensive in Gaza mit mutmaßlich zahllosen zivilen Opfern abhalten kann, erscheint zunehmend unwahrscheinlich.