Beim Thema Ukraine war es in Italien und auch im Vatikan in den Monaten seit dem russischen Angriff Ende Februar 2022 auch zu umstrittenen Aussagen gekommen. Dass Franziskus etwa zu Beginn noch darauf verzichtet hatte, Russland direkt als Aggressor zu nennen, kritisierte etwa der ukrainische Botschafter am Heiligen Stuhl. Auch die Ansage des Papstes, dass er Kiew nur dann besuchen wolle, wenn er auch nach Moskau dürfe, gefiel einigen nicht. In der italienischen Politik fiel gleich mehrfach Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit Kommentaren pro Wladimir Putin auf. Einmal deutet er sogar an, dass Selenskyj und nicht der Kreml-Chef den Krieg provoziert habe.
Die Zeichen für einen Deutschland-Besuch des ukrainischen Präsidenten verdichten sich unterdessen. Die Polizei hat am Sonntag für Teile des Zentrums von Berlin deutlich verstärkte Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Mit einer sogenannten Allgemeinverfügung wurden für die Zeit von 5 bis 18 Uhr umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen und Verkehrssperrungen angekündigt. "Besonders betroffen sind die Bereiche rund um das Regierungsviertel in Mitte. Auch das Befahren der Spree, unter anderem in Höhe des Bundeskanzleramtes, wird nicht mehr möglich sein", hieß es am Freitag in einer Mitteilung der Polizei. Anwohner der betroffenen zwei Bereiche um Kanzleramt und Bundespräsidialamt sollen zur Legitimation etwa einen Ausweis dabei haben.
Offiziell gibt es bisher keine Bestätigung, dass Selenskyj tatsächlich zum ersten Mal seit dem russischen Angriff auf die Ukraine nach Deutschland kommt. Seitdem die Berliner Polizei vor einer Woche über Details der Planungen für die Visite berichtet hat, wird heftig darüber spekuliert. Am Sonntagnachmittag werden Selenskyj und das ukrainische Volk in Aachen mit dem Karlspreis für Verdienste um die Einheit Europas geehrt. Die Laudatio wird Kanzler Olaf Scholz halten - auch dann, wenn Selenskyj nicht selbst dabei sein sollte.
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