Derweil hat Israel seine Bombardierungen des Gazastreifens am Montag intensiviert. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden in Folge der Offensive bisher mehr als 1000 Ziele im Gazastreifen getroffen. Bis zum späten Sonntag hatten die israelischen Luftangriffe 159 Wohneinheiten im Gazastreifen zerstört und 1210 weitere schwer beschädigt, gaben die Vereinten Nationen bekannt. Die Zahl der Vertriebenen im Gazastreifen sei um Zehntausende auf mehr als 123.000 angestiegen.
Es gab mehr als 1100 Tote und Tausende Verwundete auf beiden Seiten. Mehrere israelische Medien berichteten unter Berufung auf den Rettungsdienst Zaka, dass seit Samstag mindestens 700 Menschen in Israel getötet wurden, darunter 44 Soldaten. Im Gazastreifen starben dem dortigen Gesundheitsministerium zufolge 413 Menschen, darunter 78 Kinder und 41 Frauen. Israelische Regierungskreise sprachen von 400 Hamas-Terroristen, die von Sicherheitskräften getötet worden seien. Dutzende weitere seien gefangen genommen worden.
Allein auf einem Gelände in der Wüste, wo sich Tausende Menschen zu einem Techno-Musikfestival zusammengefunden hatten, barg der Rettungsdienst eigenen Angaben zufolge bislang etwa 260 Leichen. Es wurde erwartet, dass die Opferzahl noch steigt. Es war nicht klar, wie viele dieser Toten in der vorläufigen israelischen Opferstatistik bereits berücksichtigt waren.
Die Hamas sowie die kleinere Gruppe Islamischer Dschihad gaben an, mehr als 130 Menschen in Israel gefangen genommen und in den Gazastreifen gebracht zu haben. Das israelische Militär teilte nur mit, dass die Zahl der Gefangenen "signifikant" sei. Unter den Gefangenen befinden sich sowohl Soldaten als auch Zivilisten, darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen. Die meisten sind Israelis, es sind aber auch einige Angehörige anderer Nationalitäten darunter. Sie sollen der Hamas zufolge freigelassen werden, wenn im Gegenzug Tausende von Israel inhaftierte Palästinenser frei kommen.
Die israelische Regierung erklärte am Sonntag offiziell den Krieg. Israels Sicherheitskabinett beschloss "bedeutende militärische Schritte" – wie genau sie aussehen, wurde nicht definiert, der Beschluss schien dem Militär und dem Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jedoch ein umfassendes Mandat zu geben. Netanjahus Büro kündigte an, das Ziel sei die Zerstörung der "militärischen und regierungstechnischen Fähigkeiten" der Hamas in einem Ausmaß, das sie "für viele Jahre" daran hindere, Israelis zu bedrohen.
Das israelische Militär schätzte, dass 1000 Hamas-Terroristen an dem Überfall am Samstag beteiligt waren. Die Palästinenserorganisation begründete ihn mit wachsendem Leid der Palästinenser unter der israelischen Besatzung. Kämpfer hatten den israelischen Sicherheitszaun um den Gazastreifen durchbrochen und waren auf Motorrädern, in Pick-ups und sogar mit Gleitschirmen und an der Küste in Schnellbooten in bis zu 22 grenznahe israelische Gemeinden eingedrungen.
Die hohe Zahl der Todesopfer und die schleppende Reaktion auf den Angriff deuteten auf ein schwerwiegendes Versagen der israelischen Geheimdienste hin. Lange Zeit hatte in dem Land die Auffassung vorgeherrscht, dass Israel im dicht besiedelten Gazastreifen überall Augen und Ohren habe – offenbar eine Fehleinschätzung.
Israel mobilisiert wegen des Kriegs mit der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas rund 300.000 Reservisten. Dies sei die größte Mobilisierung in der israelischen Geschichte in so kurzer Zeit, bestätigte ein Armeesprecher am Montag.