Der Vorsitzende der EVP-Fraktion, Manfred Weber (CSU), sagte: "Es ist klar, dass die EU diese Länder, wo immer sie kann, mit Soforthilfe und Wiederaufbaumitteln unterstützt." So wie die EU Deutschland nach den Überschwemmungen im Jahr 2021 mit mehr als 600 Millionen Euro unterstützt habe, werde sie jedes Land unterstützen, das Opfer von extremen Wetterbedingungen ist.
Auch Martin Schirdewan, Co-Vorsitzender der Fraktion Die Linke im Europäischen Parlament, forderte, den Mitgliedsstaaten, die unter den Folgen von extremen Unwettern leiden, "selbstverständlich" mit EU-Mitteln zu helfen. "Gelebte europäische Solidarität heißt, erneut Hilfe aus Brüssel für die Hochwasserschäden zu schicken", sagte Schirdewan dem RND. "Wir dürfen die Menschen mit den Auswirkungen des Klimawandels nicht alleine lassen, deswegen müssen Klima- und Sozialpolitik immer zusammen gedacht werden."
Sollten die betroffenen Länder Hilfen über das Katastrophenschutzverfahren beantragen, "wird es vor allem auf die EU-Kommission ankommen, die Hilfe unbürokratisch und schnell zur Verfügung zu stellen", erklärte Nicola Beer (FDP), Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments. "Klar ist: Die EU steht fest an der Seite der Menschen in Griechenland und Bulgarien."
Nach schweren Unwettern war es am Dienstag in Griechenland und Bulgarien zu Überschwemmungen und Sturzfluten gekommen. Auch Teile der Türkei waren betroffen. Die Zahl der Toten ist am Mittwoch auf mindestens elf gestiegen. Einsatzkräfte bargen die Leichen zweier vermisster Urlauber im Nordwesten der Türkei, einer weiteren Person in Griechenland und einer in Bulgarien. In der griechischen Hafenstadt Volos reichte das Wasser in manchen Straßen fast bis zu den Dächern geparkter Wagen. Autos wurden von den Wassermassen ins Meer gespült, Keller und Ladengeschäfte liefen voll. Zuvor hatten in Griechenland wochenlang zahlreiche Wälder gebrannt.
SPD-Politikerin Barley mahnte, es wäre ein Fehler zu glauben, dass es sich hierbei nur um gewöhnliche Wetterphänomene handele. "Die Klimakrise macht unmissverständlich klar, dass dringendes Handeln erforderlich ist", erklärte sie. "Fachleute weisen darauf hin, dass Extremwetterereignisse mit zunehmenden Temperaturen noch intensiver ausfallen werden. Es ist höchste Zeit, unsere Klimaziele entschieden anzugehen. Europa muss noch entschlossener voranschreiten", so Barley. Zuvor hatte der EU-Klimawandeldienst Copernicus bekannt gegeben, dass der Sommer 2023 der heißeste je dokumentierte war.
Rasmus Andresen, Sprecher der deutschen Grünen im Europäischen Parlament, erklärte, der Katastrophenschutz und die humanitäre Hilfe müssten finanziell besser ausgestattet werden. "Die 2,15 Milliarden, die die EU-Kommission vorgeschlagen hatte, reichen da bei Weitem nicht aus", sagte Andresen. "Deswegen fordern wir in den anstehenden Haushaltsberatungen 3 Milliarden mehr für den Solidaritätsfonds SEAR und mehr Flexibilität bei den Auszahlungen." Die EU müsse krisenfest werden, so Andresen, im Moment sei die EU nicht gut aufgestellt.
Die EU solle mehr Equipment wie Löschflugzeuge, Transporthubschrauber oder Pumpen zentral anschaffen, forderte zudem Erik Marquardt, Grünen-Mitglied des Europäischen Parlaments. "Es braucht nicht jedes Land auf alles vorbereitet zu sein, wenn die EU gemeinsam schnell reagieren kann. Das spart Geld und schützt die EU-Bevölkerungen vor den Folgen solcher Ereignisse", erklärt Marquardt. Der griechische Zivilschutz warnte am Mittwoch vor weiteren Regenfällen. Auch am Donnerstagmorgen soll es demnach noch stark regnen, gewittern und stürmen – gerade dort, wo es bisher schon so schlimm war, nämlich in Thessalien. Erst am Freitag soll sich das Wetter beruhigen.
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