Die ukrainische Luftwaffe berichtete, dass am Freitag mehrere ballistische Raketen und Marschflugkörper auf Odessa abgefeuert wurden. Drei der abgefeuerten Marschflugkörper – Typen Ch-59 und Ch-69 – konnten abgefangen werden, jedoch schlugen drei mutmaßliche Iskander-Raketen in der Stadt ein und verursachten Brände. Der Gouverneur des Gebiets, Oleh Kiper, teilte mit, dass ein Mensch getötet und acht weitere verletzt wurden.
In der ostukrainischen Stadt Charkiw, die nahe der Grenze zu Russland liegt, wurden mindestens drei Menschen getötet und 28 verletzt, als russische Flugzeuge zwei gelenkte Gleitbomben abwarfen. Die genauen Ziele dieser Angriffe wurden nicht bekannt gegeben.
In der russischen Metropole St. Petersburg kam es in einer Militärakademie zu einer Explosion, bei der sieben Soldaten verletzt wurden. Das russische Militär gab an, dass eine alte Granate aus dem Zweiten Weltkrieg von selbst gezündet habe. Russische Telegram-Kanäle spekulierten jedoch, dass auch ein Angriff mit einer ukrainischen Drohne möglich sei. Der Gouverneur von St. Petersburg, Alexander Beglow, betonte, dass die Explosion keinen terroristischen Charakter habe und rief die Medien zur Ruhe auf.
In der Nacht zum Freitag griff die Ukraine russische Militärstützpunkte auf der Halbinsel Krim sowie den Hafen Noworossijsk am Schwarzen Meer und eine Raffinerie in Tuapse mit Drohnen an. Noworossijsk ist von strategischer Bedeutung für Russland, da ein großer Teil der Öl- und sonstigen Exporte über diesen Hafen abgewickelt wird. Russische Behörden meldeten, dass 44 ukrainische Drohnen über der russischen Festlandsküste abgefangen worden seien, wobei diese Angaben nicht unabhängig überprüft werden konnten.
Angesichts der wiederholten Angriffe auf das ukrainische Stromnetz rief Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bevölkerung zum Stromsparen auf. „Durch die russischen Angriffe hat unser Energiesektor nun einen erheblichen Teil seiner Erzeugung verloren“, erklärte Selenskyj in einer abendlichen Videoansprache. Er betonte, dass große Anstrengungen notwendig seien, um das Energiesystem so umzubauen, dass es vor weiteren Schäden geschützt sei.
Russische Bodentruppen setzen ihre vor einer Woche begonnene Offensive im Grenzgebiet bei Charkiw fort. Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj berichtete, dass die russische Armee ihre Front auf etwa 70 Kilometer verbreitert habe, um die ukrainischen Verteidigungskräfte zu binden. Präsident Putin erklärte während seiner China-Reise, dass Russland derzeit keine Eroberung von Charkiw plane, sondern eine Pufferzone schaffen wolle, um russische Grenzgebiete vor ukrainischen Angriffen zu schützen.
Am Samstag treten in der Ukraine neue Regelungen zur Wehrpflicht und Mobilisierung in Kraft. Ukrainische Männer im Ausland können nun wieder Leistungen der Konsulate in Anspruch nehmen, vorausgesetzt, sie können ihre Registrierung bei den Wehrbehörden nachweisen. Das ukrainische Verteidigungsministerium hat eine App entwickelt, die eine Online-Registrierung ermöglicht.
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP kritisierte Selenskyj die Einschränkungen beim Einsatz westlicher Waffen. Er forderte mehr Luftabwehrsysteme und moderne Kampfflugzeuge, um die russische Dominanz in der Luft zu brechen. Selenskyj betonte, dass die Ukraine nur einen gerechten Frieden akzeptieren werde und warnte davor, dass Russland seine Offensive intensivieren könnte.
Die jüngsten Entwicklungen im Ukraine-Konflikt zeigen eine deutliche Intensivierung der Kämpfe. Beide Seiten setzen weiterhin auf militärische Maßnahmen, um ihre Positionen zu stärken. Angesichts der schweren Schäden und der humanitären Folgen bleibt die Situation angespannt und unvorhersehbar.
