Die Nato ist in diesem Format bislang offiziell außen vor - unter anderem, weil Länder wie Deutschland befürchten, dass das Bündnis durch ein noch größeres Engagement für die Ukraine in den Krieg hineingezogen werden könnte. Für die Bundesregierung wird Verteidigungsminister Boris Pistorius in Brüssel erwartet.
Überschattet werden die Treffen von den jüngsten Äußerungen des früheren US-Präsidenten Donald Trump, der derzeit Wahlkampf für eine mögliche zweite Amtszeit macht. Der Republikaner hatte am Wochenende bei einem Auftritt deutlich gemacht, dass er Bündnispartnern mit geringen Verteidigungsausgaben im Fall eines russischen Angriffs keine amerikanische Unterstützung gewähren würde. Trump wird deswegen vorgeworfen, der auf dem Prinzip Abschreckung beruhenden Nato schweren Schaden zuzufügen.
US-Präsident Joe Biden hat die jüngsten Äußerungen seines Amtsvorgängers Donald Trump zur Nato mit scharfen Worten kritisiert. "Um Himmels willen, das ist dumm, das ist beschämend, das ist gefährlich, das ist unamerikanisch", sagte Biden am Dienstag zu Trumps Ansage, dass er Nato-Partnern, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen, keinen Schutz vor Russland gewähren würde. "Kein anderer Präsident in der Geschichte ist jemals vor einem russischen Diktator in die Knie gegangen", kritisierte Biden. "Ich werde das nie tun."
Biden hatte die Aussage bereits am Wochenende scharf kritisiert, legte nun aber nach. "Können Sie sich vorstellen, dass ein früherer Präsident der Vereinigten Staaten das sagt? Die ganze Welt hat es gehört", sagte der Demokrat. "Das Schlimmste daran ist, dass er es ernst meint." Für Trump spielten Prinzipien keine Rolle, beklagte Biden. "Wenn er die Nato anschaut, sieht er nicht das Bündnis, das Amerika und die Welt schützt." Trump sehe die Allianz stattdessen als Last oder als Mittel für Schutzgeldforderungen.
Biden erinnerte daran, dass dieser Bündnisfall in der Geschichte der Nato erst ein Mal ausgelöst wurde - und zwar zur Unterstützung Amerikas, nach den Terrorangriffen gegen die USA vom 11. September 2001. Der Demokrat betonte auch einmal mehr, er stehe eisern zu der Beistandspflicht, und solange er Präsident sei, würden die Vereinigten Staaten jeden Zentimeter Nato-Territorium verteidigen.
Als bedauerlich gilt zudem, dass US-Verteidigungsminister Lloyd Austin seine Teilnahme wegen gesundheitlicher Probleme absagen musste. Das Treffen der Kontaktgruppe wird deswegen auch per Videokonferenz organisiert und bei den Gesprächen am Donnerstag lässt sich Austin von der US-Botschafterin bei der Nato, Julianne Smith, vertreten.
Der an Prostatakrebs erkrankte Politiker war am Sonntag mit einem akuten Blasenproblem ins Krankenhaus eingeliefert und nach einer Reihe von Test und Untersuchungen auf die Intensivstation verlegt worden. Seine Amtsgeschäfte übergab er an Stellvertreterin Kathleen Hicks. Der behandelnde Arzt im Militärkrankenhaus Walter Reed in der Nähe von Washington teilte am Montag mit, Austin habe sich unter Vollnarkose einem nicht chirurgischen Eingriff unterzogen. Die Prognose zu seiner Krebserkrankung sei weiterhin ausgezeichnet.