Salami drohte mit Vergeltung für den Anschlag vom Mittwoch, bei dem nach neuesten Zahlen vom Freitag 89 Menschen ums Leben kamen. "Wo immer ihr seid, wir werden euch finden. Ihr könnt der göttlichen Bestrafung nicht entrinnen, indem ihr verschwindet. Auch wenn ihr 1000 Jahre lang lebt, werden wir euch finden."
Auch der iranische Präsident Ebrahim Raisi bettete in seiner Rede an die Trauernden den Anschlag in den geopolitischen Konflikt um sein Land ein. "Der Feind sieht immer die Macht der Islamischen Republik. Die ganze Welt erkennt diese Macht und diese Fähigkeit an", sagte Raisi. "Seid euch gewiss, die Initiative liegt in der Hände unserer mächtigen Truppen. Der Ort und der Zeitpunkt wird von unseren Truppen festgelegt."
Das iranische Staatsfernsehen zog in einem Beitrag ebenfalls eine Verbindung vom IS zu den USA. Es strahlte eine Äußerung des damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump aus dem Jahr 2016 aus, der Amtsinhaber Barack Obama fälschlich bezichtigte, "Gründer" des IS zu sein. Einige Kritiker werfen Obama vor, mit dem Truppenabzug aus dem Irak 2011 den Aufstieg des IS mitermöglicht zu haben.
Nach Darstellung der Terrormiliz IS hatten zwei Attentäter während der Gedenkveranstaltungen für Soleimani in Kerman ihre Sprengstoffgürtel gezündet. Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik.
Die Leiterin der auf Propaganda von Extremisten spezialisierten Site Intelligence Group, Rita Katz, hält den Einfluss des IS in der Region jedoch für begrenzt. Der IS habe keinen erkennbaren Anführer und kein zentrales Hauptquartier, schrieb die Expertin in einer Analyse. Ihr zufolge hat die islamistische Organisation folglich "keine Aussichten, in naher Zukunft wieder die Bedeutung zu erlangen, die sie einst im Nahen Osten hatte".
Bei einer Trauerzeremonie für die Anschlagsopfer in der Stadt Kerman drohten Vertreter der iranischen Staatsspitze ihren Feinden. Es gab nach Angaben des Innenministers Ahmad Wahidi zudem erste Festnahmen im Zusammenhang mit der Attacke. Laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim nahm der Geheimdienst Verdächtige in fünf Provinzen fest.
Der Anschlag am Mittwoch ereignete sich bei einer Gedenkfeier für den vier Jahre zuvor durch einen US-Drohnenangriff im Irak getöteten iranischen General Ghassem Soleimani. Zwei Selbstmordattentäter zündeten im Abstand von 20 Minuten ihre Sprengsätze. Nachdem die offizielle Zahl der Todesopfer in der Folge zweimal nach unten korrigiert wurde, wurde sie am Freitag wieder auf 89 angehoben. Rund 280 Menschen wurden verletzt. Es war der tödlichste in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Unter den Toten soll laut übereinstimmenden iranischen Medienberichten auch ein Dutzend Kinder unter 15 Jahren gewesen sein.