
Russland hat von seinen Schiffen im Schwarzen Meer aus Raketen auf die Ukraine abgefeuert und verheerenden Schaden angerichtet. Sie drohten auch mit der Blockade der Schwarzmeer-Schifffahrtsrouten, die die Ukraine für den Getreideexport nutzt. Es gab auch Befürchtungen – insbesondere in den ersten Wochen der umfassenden Invasion –, dass Russland Landungsschiffe einsetzen könnte, um die südlichen Regionen Odessa und Mykolajiw der Ukraine vom Meer aus anzugreifen.
Die Schwarzmeerflotte ist aber auch ein wichtiges Symbol für die jahrhundertealte militärische Präsenz Russlands in der Region. Russland hat die Präsenz der Flotte auf der Krim wiederholt genutzt, um seinen Anspruch auf die ukrainische Halbinsel zu rechtfertigen, und Wladimir Putin sagte, Russland müsse 2014 die Kontrolle über die Krim übernehmen, um zu verhindern, dass sie in westliche Hände falle.
Trotz dieser Behauptungen waren die russische Schwarzmeerflotte und ihr Hauptquartier damals keiner realistischen Bedrohung ausgesetzt. Doch jetzt, fast ein Jahr und sieben Monate nach Putins "militärischer Sonderoperation", ist es dem ukrainischen Militär gelungen, mitten ins Herz des russischen Militärs auf der besetzten Krim anzugreifen. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums ist bei dem Angriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeermarine ein Soldat getötet worden.
Der oppositionelle Telegram-Kanal Crimeanwind berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von mehreren schweren Explosionen. Auf einem Foto waren zudem Schäden am Gebäude zu erkennen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur TASS lagen nach dem Angriff Trümmer noch mehrere Hundert Meter entfernt vom Einschlag. Eine große Anzahl an Krankenwagen sei zum Unglücksort unterwegs gewesen, hieß es. Die Behörden sperrten das Zentrum der Hafenstadt und baten Anwohner, ihre Häuser nicht zu verlassen oder den nächstgelegenen Schutzkeller aufzusuchen.
Die Berichte über einen neuen Angriff auf die russische Schwarzmeerflotte folgen auf die jüngsten Angriffe der Ukraine auf Infrastruktur und militärische Ziele auf der besetzten Krim. An der Westküste der Halbinsel wurden mehrere Ziele getroffen, darunter ein Angriff auf den Militärstützpunkt in der Hafenstadt Sewastopol, bei dem ein U-Boot und ein Kriegsschiff zerstört wurden. Die Ukraine hat diesen Monat mehrere Angriffe auf die Krim verübt, bei denen ein russisches Luftverteidigungssystem zerstört und ein Schiff und ein U-Boot in einem Trockendock beschädigt wurden.
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