Die vielen Opfer auf palästinensischer Seite durch die Reaktion Israels sei in den Augen von Hamas der notwendige Preis dafür, schreibt die Zeitung. Das Kalkül der Organisation sei es, den Status quo zu erschüttern und ein neues, brisantes Kapitel im Kampf gegen Israel aufzuschlagen. "Ich hoffe, dass der Kriegszustand mit Israel an allen Grenzen dauerhaft wird und dass die arabische Welt auf unserer Seite steht", zitierte die "New York Times" Taher al-Nunu, den die Zeitung als Medienberater der Hamas bezeichnet.
"Was die Gleichung ändern könnte, war eine große Aktion, und es war zweifellos klar, dass die Reaktion auf diese große Aktion groß sein würde", so auch Chalil al-Haja. "Wir mussten den Menschen sagen, dass die palästinensische Sache nicht sterben wird." Das Ziel der Hamas sei es nicht, den Gazastreifen zu regieren und diesen etwa mit Wasser und Strom zu versorgen. "Diese Schlacht fand nicht statt, weil wir Treibstoff oder Arbeitskräfte wollten", fügte er laut der Zeitung hinzu. "Es ging nicht darum, die Situation in Gaza zu verbessern. Diese Schlacht dient dazu, die Situation komplett umzuwerfen."
Mit ihrem Terrorangriff in Israel hat die Hamas nach Ansicht eines ranghohen Mitglieds die Annäherung zwischen Israel und Saudi-Arabien verhindert. Dies sei aber nicht das eigentliche Ziel der Attacke gewesen, sagte Osama Hamdan, Mitglied im Politbüro der Hamas. Die Hamas habe mit dem Massaker aber "den Versuch Israels, unter dem Deckmantel der Normalisierung in die Region einzudringen und die Rechte der Palästinenser zu verletzen, vereitelt". Die Islamistenorganisation habe bei ihrem Angriff am 7. Oktober im Grenzgebiet eigentlich nur israelische Soldaten gefangen nehmen wollen, erklärte Hamdan weiter. Zivilisten seien von "anderen" als Geiseln genommen worden. Wer genau diese "anderen" Personen oder Gruppen sind, ließ er offen. Die Hamas werde ihren Kampf gegen Israel fortsetzen.
Vor Beginn des Gaza-Kriegs deutete viel auf eine mögliche Normalisierung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabein und Israel unter Vermittlung der USA hin. Wegen des Gaza-Kriegs hat Riad die Gespräche gestoppt. Auf saudischer Seite bestehe nach wie vor Interesse daran, die Normalisierung weiter zu verfolgen, sagte vergangene Woche der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby. "Für uns ist klar, dass die Saudis immer noch daran festhalten."
Trotz des Gaza-Kriegs gibt es nach Worten eines saudischen Ministers weiterhin Chancen auf eine Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel. Die derzeit ausgesetzten Gespräche über eine Normalisierung der Beziehungen hätten sich um einen "Weg zu einer friedlichen Lösung der Palästinenserfrage" gedreht, sagte Saudi-Arabiens Investitionsminister Chalid al-Falih in Singapur. Das Thema sei "nicht vom Tisch", sagte Al-Falih beim Bloomberg New Economy Forum.
Schon beim vom Saudi-Arabien vorgelegten Friedensplan von 2002 sei das Ziel ein "normaler Naher Osten" gewesen, in dem "alle Länder des Nahen Ostens normale Beziehungen haben und sich auf wirtschaftlichen Wohlstand" konzentrierten.